Donnerstag, 15. März 2018

Der Kreationismus

Im weiteren Sinne bezeichnet der Kreationismus die Entstehung der Welt durch göttliche Schöpfung. Die antike und mittelalterliche philosophische Diskussion des Kreationismus kreiste besonders um die Frage der Schöpfung aus dem Nichts (creatio ex nihilo). Eine Alternative dazu wäre, dass die "Schöpfung der Welt" nur eine Formung einer bereits existierenden Materie wäre, wie sich dies u.a. von Aristoteles her nahe legen würde.
Christliche Anhänger des Kreationismus sind der Auffassung, dass die wörtliche Interpretation der Heiligen Schriften der abrahamitischen Religionen (insbesondere des 1. Buches Mose) die tatsächliche Entstehung von Leben und Universum beschreibt. Der christliche Kreationismus erklärt beides durch den unmittelbaren Eingriff eines Schöpfergottes in natürliche Vorgänge, was sich entweder auf die Schöpfung aus dem Nichts (ex nihilo) oder die Entstehung von Ordnung aus zuvor existierendem Chaos (Tohuwabohu) beziehen kann. Er ist historisch in Teilen des Protestantismus, die heute mit den fundamentalistischen und evangelikalen Richtungen des Christentums zusammenfallen, im 19. Jahrhundert als Opposition gegen die frühen Ideen der neuzeitlichen Naturforscherbewegung zum Erdalter und Evolution entstanden. Seit dem späten 20. Jahrhundert wird er auch im Islam und vereinzelt in kleinen Teilen des Judentums vertreten.
Der Kreationismus im engeren Sinn vertritt jedoch die Ansicht, dass wissenschaftliche Aspekte für eine Schöpfung gemäß der jahrhundertealten schriftlichen Überlieferung sprechen und dass die wörtliche Interpretation des im Buch Genesis (bei Christen und Juden) oder im Koran (bei Muslimen) beschriebenen Schöpfungsberichts Ereignisse beschreibt, die so tatsächlich stattgefunden haben. Jedoch erklärt der Kreationismus nicht, wie genau diese Schöpfung im einzelnen durchgeführt wurde. Verständlich wird die biblische Schöpfungsgeschichte eigentlich erst, wenn man die Götter-Astronauten-Theorie hinzuzieht. Bei den üblichen Interpretationsansätzen stehen die wissenschaftlichen Fakten als eine empirische Informationsquelle über die Naturgeschichte normalerweise im Widerspruch zu der wörtlichen Interpretation der Bibel. Die Götter-Astronauten-Theorie ist jedoch in der Lage diesen Widerspruch aufzulösen, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass die Aufzeichnungen der Bibel und anderer Bücher von Leuten gemacht wurden, für die Gentechnologie und Terraforming nur mit göttlicher Allmacht zu erklären waren.
Weitere, starke Argumente für den Kreationismus ergeben sich aus den Schwächen der Evolutionstheorie. Zunächst gibt es für die Evolution keinen endgültigen Beweis und keine Augenzeugen. Fossilien- und Bodenfunde sind letztendlich nur Indizien, die auch falsch interpretiert werden können. Außerdem spielt in der Evolutionstheorie der Zufall eine außergewöhnlich große Rolle. Das Leben auf der Erde aber mit einem Zufall zu erklären, bedeutet von der Explosion einer Druckerei das Zustandekommen eines Lexikons zu erwarten. Selbst wenn die Evolution alle Zeit der Welt zur Verfügung hat, ändert es nichts daran, dass gemäß der Wahrscheinlichkeitsrechnung die Chancen für die zufällige Entstehung von Leben praktisch null sind. Ein weiteres Problem ist die Entstehung neuer Tierarten und Lebensformen durch natürliche Mutation oder natürliche Selektion. Positive Mutationen sind so selten, dass es so gut wie nie gelungen ist, eine solche zu beobachten. Ebensowenig muss natürliche Selektion zur Entstehung einer neuen Tierart führen. Folglich ist die Beweislage sowohl für die Evolutionstheorie als auch für die natürliche Selektion nach Charles Darwin äußerst dünn.
Nebenbei bemerkt schließt der Kreationismus Veränderungen die seit der Erschaffung der Welt eingetreten sind nicht aus. Auch sieht der so bezeichnete »Evolutionistische Kreationismus« Gott als Schöpfer, der die Lebensformen mittels Evolution erschuf und weiterentwickelt, wobei es unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, wie stark er in diesen Prozess eingreift. Gemeinsam mit den übrigen Richtungen des Kreationismus ist der Standpunkt, dass die natürliche Selektion nicht die Ursache für die Entstehung neuer Arten ist. Dies soll stattdessen durch das direkte Eingreifen Gottes in den Evolutionsprozess bewirkt werden.
Jeder mag der einen oder anderen Richtung seinen persönlichen Vorzug geben; das Ergebnis ist das gleiche, nämlich die Welt wie wir sie heute erleben. Wichtig ist alleine, dass die Evolutionstheorie so viele Dinge nicht erklären kann, dass es zur göttlichen Schöpfung keine Alternative gibt. Der geneigte Leser möge sich das Beispiel mit den Blumen und Insekten oder mit der Walzitze in Erinnerung rufen. Damit wäre auch die Brücke zum Bewegungsbeweis Thomas von Aquins geschlagen, denn die erste Bewegung des Weltenbewegers würde in seiner Schöpfung ihren Nachhall finden. Selbst den gestrengen Argumenten Kants wäre genüge getan, denn diese Welt ist das, was wir Menschen durch unsere Sinne wahrnehmen können.
Im politischen Sinne wird der Kreationismus häufig als Gefahr für die säkulare Ordnung betrachtet. Vor allem in den USA wird immer wieder die Frage gestellt, ob die Unterrichtung der Evolutionstheorie in unfairer Weise mit der kreationistischen Weltanschauung in Konflikt steht. Versuche, den Kreationismus an Schulen zu lehren, scheiterten jedoch vor Gericht meistens mit der Begründung, dass dadurch die Trennung von Kirche und Staat gefährdet würde. Hauptstütze des Kreationismus sind die in den USA stark vertretenen evangelikalen Christen, die über großen politischen Einfluss verfügten. Ihr bekanntester Vertreter dürfte der ehemalige Präsident George W. Bush sein. Aber auch in Europa, wo Kreationismus in der Politik eine Randerscheinung darstellt, beurteilte der Europarat im Oktober 2007 diese Sichtweise an Schulen als mögliche Bedrohung für Menschenrechte. Beide Ansichten beruhen jedoch auf dem traditionellen Verständnis der Bibel, ohne die Götter-Astronauten-Theorie in Betracht zu ziehen.

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