Donnerstag, 15. März 2018

Im Grenzbereich Mensch - Gott

Die neuzeitliche Einschätzung von Gottesbeweisen beruht weitgehend auf Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft und be-schränkt mögliche Erkenntnisse über Sachverhalte auf den Bereich des sinnlich Wahrnehmbaren. Ein allgemein anerkannter schlüssiger Beweis für die Existenz Gottes konnte somit bisher weder für die Existenz noch für die Nicht-Existenz Gottes erbracht werden. Wir Menschen haben demnach zwar bestenfalls die Möglichkeit in den Grenzbereich des Beziehungsverhältnisses zwischen Gott und Welt vorzustoßen. Dies sollte jedoch ausreichen, um auf die Existenz des Weltenbewegers zwingend schließen zu können. Wir dürfen halt keinen empirischen Beweis erwarten, sondern müssen uns aufgrund unserer eigenen Endlichkeit mit den deutlichen Hinweisen begnügen. Wenn wir dies akzeptieren und unsere eigene Beschränkung anerkennen, dann wird es uns leichter fallen auch die Grenze zwischen Wissenschaft und Glauben zu überschreiten. Damit überwinden wir unsere Endlichkeit und gelangen zu einem Glauben, der im Gegensatz zu den meisten anderen Religionen, seine Wurzeln nicht in einer mystischen Offenbarung hat. Ähnlich dem Deismus, handelt es sich um einen Glauben an den Weltenbeweger aus Vernunftgründen.
Neben der Frage nach seiner Existenz gibt es weitere Fragestellungen, die das Wesen des Weltenbewegers betreffen: Hat der Weltenbeweger Einfluss auf das heutige Geschehen oder hat er der Welt nur einen einmaligen Anstoß gegeben? Das hängt vom Nachhall des Anstoßes ab. War er stark genug, um die Welt für immer zu bewegen? Dann wäre unser Schicksal vorherbestimmt und wir hätten keinen freien Willen. Hat der Kaufmann in Seenot eine freie Entscheidung getroffen, wenn er seine Ware über Bord wirft, damit sein Schiff nicht untergeht? Offenbar nicht, also ist es wahrscheinlicher anzunehmen, dass der Nachhall der ersten Weltenbewegung die Welt bis heute in Gang hält. Denn der Weltenbeweger ist unendlich und kennt keine Zeit.

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