Donnerstag, 15. März 2018

Die Wanderung durch die Wüste

Wer in der Wüste unterwegs ist, braucht Wasser. In Exodus XV, 25 verwandelt Moses mit einem Holz, welches ihm „Gott“ gibt, verdorbenes Wasser in Trinkwasser. Ähnliche Tabletten oder mechanische Wasserreiniger gibt es heute in jedem Trekking-Laden zu kaufen.
Im folgenden Kapitel verteilt „Gott“ Manna (von „man hu?“ = Was ist das?) unter sein Volk. Dabei erscheint er wieder mal in einer Wolke und spricht zu Moses. Abends will er seine Auserwählten mit Wachteln versorgen, morgens jedoch sollen sie Brot erhalten. Und tatsächlich finden sie im frischen Morgentau etwas Essbares. Die Bibel gibt keine weiteren Informationen über die Herkunft des Mannas, das vom Himmel gefallen sein soll. In der jüdischen Kabbala, die den Auszug aus Ägypten ausführlicher behandelt, wird jedoch eine Gärmaschine beschrieben, die in der Lage ist ein eiweißhaltiges Teigprodukt herzustellen, welches offenbar durch den Morgentau aufquillt.
Als die Auserwählten den Wüstenort Raphidim erreichen, gibt es dort kein Wasser. Und wieder greift „Gott“ helfend ein, indem er Moses befiehlt mit seinem Stab an einen bestimmten Felsen zu schlagen. Bei dem Stab könnte es sich aber auch um einen Grundwasser-Detektor gehandelt haben (Exodus XVII).
Schließlich erreichte der Trupp den Berg Sinai. Schon vorher hat „Gott“ seinen Auserwählten ein paar Gesetze und Lebensregeln gegeben, hier aber erhalten sie ein für damalige Verhältnisse recht ausführliches Gesetzeswerk. Daher wird Moses auf den Berg Sinai bestellt, wo ihm die Schöpfer zunächst befehlen sein Volk zum Gehorsam aufzurufen (Exodus XIX). Bei seinem zweiten Besuch auf dem Berg berichtet Moses den Schöpfern, die ihm zusagen in einer Wolke zu erscheinen, damit das Volk von Moses’ göttlichem Auftrag überzeugt sei. Zunächst aber muss das Volk seine Kleider waschen, damit der Herr am dritten Tag auf den Berg Sinai herabfahren kann, wie es in Exodus XIX, 10-11 heißt. Offenbar reichen die Hygienemaßnahmen aber nicht aus, denn die Schöpfer befehlen weiter, dass sich niemand dem Berg nähern darf, bis ein Signal ertönt. Am dritten Tag schließlich ist es soweit: Mit Donnern, Blitzen, „Posaunenklängen“, d.h. Triebwerkslärm, und einer dichten Wolke landet die Raumfähre auf dem Berg Sinai. Moses führt das Volk nun an den Fuß des Berges, der immer noch unter den Raketentriebwerken der Landefähre bebt. Noch während die Triebwerke laufen, spricht Moses schon zu „Gott“ , der ihm auch antwortet. Als die Triebwerke schließlich abgeschaltet sind, steigt Moses den Berg hinauf. Zunächst aber schicken ihn die Schöpfer wieder runter, damit er das Volk abhalte auch den Berg zu besteigen. Nur wenige dürfen sich dem Berg nähern, nur Moses und Aaron dürfen hinaufsteigen und alle anderen sollen sich „heiligen“, d.h. desinfizieren. Offenbar fürchten die Schöpfer nicht nur von der begeisterten Menge überrannt zu werden, sondern auch sich mit irdischen Krankheiten anzustecken. Dann werden die zehn Gebote und ein paar andere Gesetze diktiert. Außerdem verspricht „Gott“ die Feinde der Israeliten zu vertilgen und seinem Volk deren Land zu schenken (Exodus XIX-XX).
Bei seinem nächsten Besuch darf Moses einige der Priester mitbringen (Exodus XXIV). Und wieder werden Gesetze verkündet, die Moses sorgfältig aufschreibt. Dabei zeigt sich „Gott“ sogar den Priestern an der Ausstiegsluke der Landefähre:

Unter seinen Füßen war es wie eine Fläche von Saphir und wie der Himmel, wenn es klar ist. Und er reckte seine Hand nicht aus wider die Edlen Israels. Und als sie Gott geschaut hatten, aßen und tranken sie. (Exodus XXIV, 9b-11)

Nach dieser öffentlichen Präsentation, erhält Moses eine weitere Privataudienz, auf der ihm „Gott“ die beiden Steintafeln mit den zehn Geboten übergibt. Auf dem Berg trifft Moses wieder auf die bekannte Rauchwolke und das verzehrende Feuer. Diesmal darf er sogar das Raumschiff betreten und dort vierzig Erdentage bleiben. Es ist anzunehmen, dass die Schöpfer ihn mit zu ihrem, in der Erdumlaufbahn geparkten Raumschiff genommen haben. Auch hier erhält Moses Anweisungen, und zwar zum Bau eines (Wohn-) Heiligtums und zu dem, was das Volk „Gott“ opfern soll (Exodus XXV). Teil des Heiligtums soll eine vergoldete Lade aus Akazienholz werden, in der die Gesetzestafeln aufbewahrt werden. Interessant ist der Gnadenthron, der auf die Akazientruhe aufmontiert werden soll. An beiden Enden sollen goldene Engel postiert sein und über diesen Gnadenthron will „Gott“ mit Moses reden. Es könnte sich dabei um eine Art Funkgerät gehandelt haben.
Moses erhält sogar eine graphische Bauvorlage für das Heiligtum (Exodus XXV, 40), die leider nicht überliefert ist. Der Möblierung nach zu urteilen, hatten die Schöpfer wohl tatsächlich die Absicht dort einzuziehen: Moses soll einen Tisch bauen, Teppiche auslegen, Geschirr besorgen, ein Regal bauen und das Ganze mit Vorhängen und Riegeln von der Außenwelt abtrennen. Außerdem soll der Komplex einen Altar für Brandopfer erhalten – eine vornehme Umschreibung für einen Küchengrill. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass das ganze Heiligtum transportabel ist. An allen Gegenständen werde Ringe angebracht, um im Bedarfsfall Stangen für den Transport einzuhaken. Selbst die Kleidung der Priester wird genau vorgeschrieben, inklusive Farbe und Material, vermutlich wieder wegen der Hygiene.
Seltsam ist die Passage in Exodus XXV, 2-7, in der von Opfergaben für den Herrn die Rede ist: „Gott“ verlangt Wertgegenstände wie Gold, Silber, Stoffe, Akazienholz, Lampenöl, Räucherwerk und Onyxsteine. An einer anderen Stelle (Exodus XXX, 12-16) verlangt „Gott“ sogar Bargeld; je nach Alter gestaffelt, ohne Einkommensprogression. Hier zeigen die Schöpfer einen kleinen Anflug von Kolonisatorengeist, ähnlich wie die Spanier, die von den amerikanischen Indios auch für Götter gehalten wurden und von diesen Gold und Silber verlangten.
Außerdem sollen die Auserwählten täglich Opfergaben zum Heiligtum bringen. Stiere und Widder als Brandopfer scheinen bei den Schöpfern besonders beliebt zu sein:

[..] denn es ist dem Herrn ein Brandopfer, ein lieblicher Geruch; ein Feueropfer für den Herrn. (Exodus XXIX, 18b, siehe auch Verse 25 und 41)

Man fühlt sich irgendwie an unsere heutigen Grillpartys erinnert. Auf jeden Fall verspricht „Gott“ am Eingang der Stiftshütte, wie Luther sie nennt, mit seinem Volk zusammenzutreffen (Exodus XXIX, 42). Ein wichtiger Teil des Heiligtums ist das Waschbecken am Eingang. Die Schöpfer fürchten wohl immer noch die Ansteckung mit irdischen Krankheiten. Auch sollten die Priester nur bestimmte, „heilige“ Gewänder tragen; wie heutzutage die Besucher im Krankenhaus auf der Intensivstation.
Während Moses mit „Gott“ auf dem Berg Sinai konferiert, basteln die Auserwählten sich ein goldenes Kalb, um es anzubeten. Normalerweise braucht man für das Einschmelzen von Edelmetallen einen passenden Hochofen - auch wenn Gold einen relativ niedrigen Schmelzpunkt hat -, eine Gussform und allerlei technisches Gerät, wie in einer Schmiede. Woher Aaron mitten in der Wüste eine komplette Schmiedeausrüstung nimmt, ist ungeklärt. „Gott“ jedoch ist über das goldene Kalb so wütend, dass er das Volk am liebsten sofort vernichten würde. Moses kann ihn nur schwer davon abbringen. Schließlich aber fühlt „Gott“ so was wie Reue darüber, dass er sich beinahe zu einer impulsiven Handlung hätte hinreißen lassen (Exodus XXXII, 14). Und weil er fürchtet in seiner Wut doch noch unbedachte Taten zu begehen, begleitet er von nun an sein Volk nicht selbst, sondern lässt einen „Engel“ vorangehen. Sicherheitshalber sammelt „Gott“ aber sämtlichen Goldschmuck ein, damit sein Volk nicht wieder in Versuchung kommt.
Moses hat derweil die Stiftshütte errichtet (Exodus XXXIII, 7-22), in welcher er sich von jetzt an mit „Gott“ trifft. Dieser fährt dann jedes Mal in der altbekannten Wolkensäule vom Himmel herab. Wenn man Luther glauben kann, dann plaudern sie dort wie zwei alte Freunde („..wie ein Mann mit seinem Freunde redet“) und verstehen sich offenbar sehr gut, während das Volk draußen vor der Tür bleiben muss. Sein Gesicht will „Gott“ Moses aber nicht zeigen. Er behauptet, dass jeder sterben müsse, der ihn ansieht, wie Luther schreibt. Möglicherweise kann er aber auch wegen der für ihn ungünstigen Erdatmosphäre nicht seinen Raumfahrerhelm abnehmen.
In seiner Wut über das goldene Kalb hatte Moses die beiden göttlichen Gesetzestafeln am Fuße des Berges Sinai zerbrochen. „Gott“ will ihm jedoch neue Tafeln fertigen, und befiehlt ihm, sich in aller Frühe mit zwei unbeschriebenen Steintafeln auf dem Berg Sinai einzufinden. Auch hier wirbelt die Raumfähre wieder mächtig Staub auf. Nach kurzer Diskussion verspricht „Gott“ dem Moses das „gelobte Land“. Die rechtmäßigen Bewohner sollen einfach ausgerottet werden, auch damit das Gottesvolk nicht in Versuchung kommt andere Götter anzubeten. Außerdem sollen sie gewisse Rituale pflegen, z.B. den Sabbat heiligen und dem „Herrn“ Opfer bringen:

Und das niemand vor mir mit leeren Händen erscheine! (Exodus XXXIV, 20b)

Offenbar waren die Schöpfer die Nahrung aus ihren Gärmaschinen leid und wollten frische Lebensmittel haben. Leider beschränken sie sich nicht auf Lebensmittel, sondern verlangen auch hier wieder Wertgegenstände. 
Die Einweisung muss recht lange gedauert haben, denn Moses bleibt vierzig Tage fort. Als er schließlich wieder mit den Gesetzestafeln in der Hand vom Berg herabsteigt, glänzt seine Haut. Weil sich seine Leute vor dem Glanz fürchten, zieht er eine Decke über seinen Kopf, die er nur abnimmt, wenn er mit „Gott“ redet. Möglicherweise war nicht nur die Erdatmosphäre schädlich für die Schöpfer, sondern auch die Luft in dem Raumschiff ungesund für Erdenmenschen. Aber um den Körper nicht jedes Mal auf die anderen Umweltbedingungen umstellen zu müssen, hat man Moses für die kurzen Rapporte an sein Volk einen Helm mitgegeben. Dadurch konnte er mal eben schnell dem Volk berichten, wie weit die Verhandlungen mit „Gott“ gediehen waren und gleich wieder in die Raumschiffatmosphäre zurückkehren.
Auf jeden Fall sollten die Bauarbeiten an der Residenz der Schöpfer anlaufen. Moses rekrutiert nicht nur die benötigten Materialien, sondern auch die Handwerker (Exodus XXXV, 10). Praktisch das ganze Volk arbeitet schließlich mit Begeisterung am Bau der Schöpferresidenz, die in den Kapiteln XXXV bis XXXIX ausführlich beschrieben werden. Dann kommt der Tag, an dem die Schöpfer ihre neue Wohnung beziehen. Offenbar sind sie zufrieden. Sie parken ihre Landefähre direkt über der Stiftshütte und steigen hinunter, ohne sich den neugierigen Blicken des Volkes auszusetzen.
Der ganze erste Teil von Levitikus erklärt, wie die Auserwählten ihrem Gott die Opfergaben darzureichen haben. Manche Vorgaben könnten auch aus heutigen Gesetzen über die Reinhaltung von Lebensmitteln stammen. Auch in der sich anschließenden Priesterweihe finden sich teilweise hygienische Anweisungen. Etwas übertrieben reagiert „Gott“, als die Söhne von Aaron ihm ein Räucheropfer bringen wollen, mit dem er nicht gerechnet hat:

Da fuhr ein Feuer aus von dem Herrn und verzehrte sie, dass sie starben vor dem Herrn. (Levitikus X, 2)

„Gott“ hat wohl einen nervösen Finger am Abzugshahn seiner Strahlenwaffe.
Und wieder gibt es jede Menge Verhaltensmaßregeln, nicht nur für Opferrituale, sondern auch über das was „rein“ und was „unrein“ ist, also für die Hygiene. So erfahren die Auserwählten welche Tiere sie essen dürfen und welche nicht. Unter letzteren werden Kamel, Klippdachs, Hase und das Schwein genannt. Bei Meerestieren gibt es ein Verbot für wirbellose Weichtiere, bei Vögeln werden vorwiegend Greifvögel als „unrein“ genannt. Es folgen dann noch weitere Tierarten, die zu nennen aber zu weit führen dürfte.
Auch für Wöchnerinnen gibt „Gott“ genaue Hygienevorschriften, die oftmals – wie die Beschneidung – nicht so ganz einsichtig sind. Geopfert werden soll aber auch aus Anlass einer Geburt. Als nächstes wird das Thema ansteckende Krankheiten behandelt. Hier erlassen die Schöpfer genaue Quarantänevorschriften. Dann geht es noch um den Zugang zum Heiligtum, der ebenfalls genau geregelt wird, wohl damit niemand einfach so in die Intimsphäre der Schöpfer hineinplatzt. Interessant ist hierbei, dass Aaron die heiligen Kleider, die er extra für den Gang ins Heiligtum anzieht, dort auch wieder ausziehen und belassen soll. Dann soll er sich waschen und seine eigenen Kleider wieder anziehen. So ungefähr verhält sich heute ein Arzt nach seinem Dienst auf der Intensivstation oder ein Laborchemiker (Levitikus XVI, 23-24a). Auch geschlechtliche Verirrungen werden untersagt. Kapitel XV widmet sich der Hygiene des Mannes. Es folgen einige allgemeine Lebensregeln in Kapitel XIX, Strafbestimmungen für schwere Vergehen in Kapitel XX und Vorschriften für die Priester in XXI. Der Rest des Buches besteht ebenfalls fast ausschließlich aus Gesetzen und Verhaltensregeln, wobei besonderen Wert auf die Verehrung „Gottes“ gelegt wird. Scheinbar fürchten die Schöpfer, dass ihre Geschöpfe sich von ihnen abwenden könnten. Ganz unbegründet ist die Furcht wohl nicht, wenn man an das goldene Kalb denkt und wie man später noch sehen wird.

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