Donnerstag, 15. März 2018

Samuel

In der folgenden Epoche ist nur wenig von der Präsenz Gottes zu sehen: „Und zu der Zeit, als der Knabe Samuel dem Herrn diente unter Eli, war des Herrn Wort selten, und es gab kaum noch Offenbarung“, wie es im ersten Buch Samuel, Kapitel drei, Vers eins heißt. Nur gelegentlich taucht ein „Mann Gottes“ auf, wie zum Beispiel in 1. Samuel II, 27ff., womit aber auch ein irdischer Priester gemeint sein könnte. „Gott“ beschränkt sich auf die Kommunikation via Bundeslade:

Und Samuel hatte sich gelegt im Heiligtum des Herrn, wo die Lade Gottes war. Und der Herr rief Samuel. (1. Samuel III, 3b-4)

Samuel braucht eine Weile, um zu begreifen, woher die Stimme „Gottes“ kommt. Aber dann ist es offiziell: Samuel ist ein Prophet Gottes. Durch ihn spricht „Gott“ von nun an zu seinem Volk.
Es dauert auch nicht lange, bis die Auserwählten wieder in militärische Konflikte verstrickt sind. Diesmal sind es die Philister, die ihnen zu schaffen machen. Nach der ersten verlorenen Schlacht beschließen die Ältesten die Bundeslade zu holen, damit „Gott“ ihnen beistehen möge. Just als die Lade ins Lager der Israeliten kommt, greifen die Philister wieder an und erbeuten die Lade. Unglücklicherweise haben sie mit ihrer Kriegsbeute nur Probleme. Erst wird der neue Hüter der Kriegsbeute ermordet aufgefunden, dann bricht im der Stadt Asdod, wohin die Lade gebracht wurde, eine Krankheit aus. Jeder, der offenbar mit der Lade in Berührung kam, hat plötzlich Beulen und Geschwülste am Körper. Möglicherweise handelt es sich dabei um radioaktive Verbrennungen, die von der Energieversorgung der Lade bei unsachgemäßer Behandlung ausgehen. Die Bewohner von Asdod wollen die Lade nun schnellstmöglichst loswerden und schicken sie nach Gath. Als auch dort die Krankheit ausbricht, wird die Lade nach Ekron getragen. Dort hat man jedoch schon gehört, was denen passiert, die mit der Lade in Kontakt kommen, und will sie dort nicht haben. Also schickt man sie nach sieben Monaten wieder an die Israeliten zurück. Für die bereits an der Strahlung Erkrankten ist es jedoch zu spät. Aber auch einige Israeliten sterben durch den ungeschützten Umgang mit der Lade. Erst als einige Fachleute aus Kirjath-Jearim geholt werden, gelingt es offenbar die Kraft der Lade zu beherrschen; jedenfalls wird danach nicht mehr von Todesopfern berichtet. Trotz der schlimmen Erfahrung mit der Lade versuchen die Philister die Auserwählten anzugreifen. Diesmal muss „Gott“ wieder persönlich eingreifen:

Aber der Herr ließ donnern mit großem Schall über die Philister am selben Tage und schreckte sie, dass sie vor Israel geschlagen wurden. (1. Samuel, VII, 10b)

Gegen fliegende Kampfmaschinen haben antike Fußtruppen nun mal keine Chance.
„Gott“ zieht es jedoch auch weiterhin vor nicht direkt in Erscheinung zu treten. Als die Israeliten mit den Nachfolgern des Richters Samuel unzufrieden sind und die Einsetzung eines Königs fordern, stimmt „Gott“ zu; wenn auch widerwillig, wie in 1. Samuel, Kapitel VI berichtet wird, und bestimmt Saul aus Benjamin zum neuen König. Samuel soll ihn einsetzen. Auch Saul, wie die Richter vor ihm, muss militärische Konflikte ausfechten und gewinnt fast immer, wie Kapitel XIV berichtet. „Gott“ lässt derweil nichts von sich hören, jedoch soll er Samuel gegenüber seine Unzufriedenheit mit Saul geäußert haben. Schließlich aber soll Saul abgesetzt werden und David wird zum neuen König gesalbt. Und wieder ist es Samuel, der die Ernennung im Namen „Gottes“ vornimmt. Saul loszuwerden ist jedoch nicht so einfach. Wie alle Politiker klammert er sich an die Macht. Allerdings findet er Gefallen an David und nimmt ihn an seinen Königshof auf. Dessen Hauptaufgaben bestehen jedoch im Schafe hüten und Harfespielen. Seine Bewährungsprobe besteht David aber, als er den viel größeren und stärkeren Goliath mit seiner Schleuder erledigt und so die Schlacht gegen die Philister für Israel entscheidet. Damit steigt seine Popularität enorm an und übersteigt bald die von Saul. Bei dem nun folgenden Intrigenspiel tritt „Gott“ wohlweislich nicht in Erscheinung, sondern überlässt es den Auserwählten die Sache unter sich auszumachen.

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