Donnerstag, 15. März 2018

Die Zeit der Richter

Die Kinder Israels nutzen die Gelegenheit die sich vor allem nach dem Tode Gideons ergibt und versuchen abermals sich dem Zugriff des Systems zu entziehen, indem sie sich anderen Göttern zuwenden. Baal-Berith heißt der Favorit der meisten und niemand verschwendet noch einen Gedanken an Gideon aus dem Hause Jerubbaal. Abimelech, auch aus dem Hause Jerubbaal, versucht nun die Macht an sich zu reißen und tötet den Rest seiner Familie. Nur wenigen gelingt die Flucht. Drei Jahre lang kann Abimelech sich an der Macht halten, dann bricht der Bürgerkrieg offen aus. Erst nach dem Tode Abimelechs kehrt wieder etwas Ruhe ein. Immerhin 44 Jahre dauert die Friedensperiode, dann gibt es wieder Konflikte, diesmal mit den Nachbarvölkern. „Gott“ lässt sich in dieser Zeit nicht blicken, aber ihm und seinem Geist wird nachgesagt die Zwistigkeiten mitverursacht zu haben. Schließlich bitten die Kinder Israels „Gott“ sie von ihren Feinden zu befreien, aber der Überlieferung nach lehnt er dies ab. Ob er selbst zu seinem Volk spricht oder die Interpretation seiner Zeichen den Priestern überlässt, wird aus dem X. und XI. Kapitel des Buches der Richter nicht ganz klar. Da sich „Gott“ aber weitgehend zurückgezogen hat und nicht mehr persönlich in Erscheinung tritt, kann man daraus schließen, dass sich inzwischen eine Art mystischer Glaube gebildet hat, der nicht mehr an sein physisches Erscheinen gebunden ist. Ähnliches kennt man von dem bekannten Cargo-Kult-Phänomen im Pazifik-Raum während des Zweiten Weltkrieges, bei dem sich die Begeisterung einheimischer Inselbewohner für amerikanische Fluggeräte und Konsumgüter zu einer Religion wandelte. Auch nach dem Abzug der Amerikaner wurde dieser Kult weiter gepflegt und die Zeichen am Himmel daraufhin interpretiert, ob die „Götter“ mit den fliegenden Häusern wiederkehren oder nicht. Auch versuchte man die „Götter“ mit Nachbauten ihrer Fluggeräte und Opfergaben anzulocken. Die Israeliten haben jedoch die Möglichkeit via Bundeslade mit „Gott“ zu kommunizieren, was sie gelegentlich wohl auch tun. Auch schreiben die Israeliten ihre späteren, militärischen Erfolge gegen die Ammoniter und andere Gegner der Hand Gottes zu, obwohl dieser im Gegensatz zu früher nicht persönlich in die Kämpfe eingreift.
Erst im XIII. Kapitel erscheint wieder ein Engel des Herrn und verhilft der unfruchtbaren Frau eines Mannes mit Namen Manoah zu einem Kind. Außerdem rät er ihr auf Alkohol und unreine Speisen zu verzichten; ein Ratschlag den Ärzte heute noch werdenden Müttern geben. Dieses Kind soll überdies ein Geweihter Gottes sein, der Israel aus der Hand der Philister retten soll, wohl ein Vorläufer von Jesus. Es folgt die etwas merkwürdige Anweisung, dass dem Kind nicht die Haare geschnitten werden dürfen. Bei seinem nächsten Erscheinen auf freiem Feld wiederholt der merkwürdige Fremde seine Mahnung. Manoah, beeindruckt von dem Fremden, lädt ihn zum Essen ein, aber dieser lehnt ab und schlägt vor, dass Manoah stattdessen Gott ein Brandopfer darbringen soll. Er legt einen jungen Ziegenbock auf einen Felsen und beobachtet mit seiner Frau, wie das Speiseopfer zusammen mit dem Fremden in einer Flamme gen Himmel fährt. Offenbar trug der „Engel“ eine Art Raketentriebwerk, mit dem er in die Höhe steigen konnte. Ähnliche Raketenrucksäcke sind heute aus diversen Spielfilmen bekannt. Wie genau der Engel des Herrn der Frau Manoahs zu ihrer Schwangerschaft verholfen hat, ist nicht überliefert. Es dürfte sich dabei wohl um eine Art von künstlicher Befruchtung gehandelt haben. Ihr Sohn Simson erweist sich in seiner Jugend als rechter Raufbold, der mit bloßen Händen einen Löwen erlegt und dreißig Männer erschlagen haben soll. Nachdem man ihm ein Mädchen verweigert, zündet er kurzerhand das Getreide ihrer Familie an und löst damit eine Familienfehde mit den Philistern aus, die tatsächlich langsam aber sicher zu einem Aufstand auswächst. Bei den Kampfhandlungen ist Gott zwar auf seiner Seite, tritt jedoch auch hier nicht persönlich in Erscheinung. Erst Delila gelingt es Simson zu Fall zu bringen, indem sie ihm die Haare abschneidet. Schließlich schafft es Simson aber in einem gewaltigen Showdown nach Hollywoodmanier den Fürstenpalast seiner Gegner zum Einsturz zu bringen. Unglücklicherweise kommt er selber dabei auch ums Leben.
Auch in den folgenden Jahren unter den Richtern gibt es immer wieder Gewalttaten wie Raub, Mord oder Vergewaltigungen, die regelmäßig in militärische Konflikte münden. „Gott“ macht sich jedoch rar und gibt bestenfalls Ratschläge zur Schlachtordnung, indem er durch die Bundeslade zu seinen Kindern Israels spricht (Richter XX, 27f.) – ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich bei der Bundeslade wirklich um ein Kommunikationsgerät handelt. Immerhin verspricht „Gott“ nach langer Abstinenz wieder einmal persönlich in die Kämpfe einzugreifen. Wie das geschieht, ist nicht ersichtlich, jedoch ist im Text von einer Rauchsäule die Rede. Damit könnte auch die bekannte Wolkensäule gemeint sein, also ein Fluggerät der Schöpfer. Dennoch haben die Auserwählten hohe Verluste zu beklagen: Ein ganzer Stamm Israels ist durch die Kampfhandlungen beinahe ausgelöscht worden. Nur mittels Frauenraub gelingt es die Katastrophe zu verhindern. Damit endet dann die Regierungszeit der Richter.

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